2014 wurde gemeinsam von DOSB und dem Bundesinnenministerium eine Reform des Deutschen Spitzensports in die Wege geleitet. Grund war das immer schlechtere Abschneiden deutscher Athleten bei den Olympischen Spielen. Auf Grundlage eines Eckpunktepapiers, das durch alle Akteure erstellt wurde, begann bereits in 2017 die Umsetzung der Reform.
Kernpunkt ist, dass Athleten und Trainer wieder mehr in den Focus der Förderung treten. Hier unterstützt PotAS, das Potentialanalysesystem, mit dem Sportarten auf ihre zukünftigen Medaillenchancen analysiert werden. Insgesamt strebt die Reform darauf hin, das Geld, was in den Spitzensport fließt, so effektiv wie möglich zu verwenden.
Wie weit sind wir mit der Reform und gibt es berechtigte Kritik? Über diese und weitere Fragen diskutierte ich auf meiner 17. Veranstaltung von „Fritz im Dialog“ am 21. Juni 2018 mit dem Präsidenten des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), Alfons Hörmann, Manuela Schmermund – Olympiasiegerin und stellvertretende. Vorsitzende der Athletenkommission des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS), Petra Reußner, Vorsitzende der Bezirksgruppe Südniedersachsen/Göttingen der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) und Vera Wucherpfennig, Referatsleiterin Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport.
Alle Beteiligten waren sich einig: Eine Reform war notwendig. So war es gut, dass Hörmann gemeinsam mit dem damaligen Bundesinnenminster de Maizère erste Schritte zu dieser Umgestaltung gaben. Nicht alle seien aber zufrieden mit den jetzt vorliegen Ergebnissen. Reußner beispielsweise findet es sehr fraglich, ob ein Instrument wie PotAS das richtige sei, um den Spitzensport wieder nach vorne zu bringen, da es den individuellen Sportler außer Acht lasse. Hörmann und auch die Ländervertretung durch Wucherpfennig verdeutlichten, dass nur so Strukturen überarbeitet würden. Das neue System fördere neue Konzepte in den einzelnen Sportarten. Der Spitzensport in Deutschland habe vielfach noch die Strukturen von 1972. Zu den damaligen Olympischen Spielen in München wurde vieles überarbeitet. Er kenne aber kein Unternehmen, das heute noch in Gegebenheiten aus den 70er Jahren arbeiten könne.
Die Athletenvertreterin Manuela Schmermund machte deutlich, dass bei Spitzensportlern in Deutschland die freie Berufswahl stark eingeschränkt sei. Wer nicht bei der Bundespolizei oder der Bundeswehr arbeiten wolle, müsse sich anders organisieren. Dies sei schwer und insbesondere die Sicherung der Altersvorsorge sei ein Problem. Hörmann erläuterte, man arbeite intensiv am Thema „Duale Karriere“ und auch an einer Art „Sportlerrente“.
Die Reform sei von „oben herab“ und erschwere die Arbeit für viele Vereine an der Basis, so die Kritik aus dem Publikum. Hier müsse man Gespräche suchen und nicht Breitensport und Spitzensport gegeneinander ausspielen, denn die seien zwei Seiten ein und der derselben Medaille.
Güntzler machte deutlich, dass die Politik zu 100 Prozent hinter dem Spitzensport stehe und dies auch durch Aufstockungen im Haushalt deutlich mache. Insgesamt bedauerten alle, dass der Sport einen so geringen Stellenwert habe, wo er doch eigentlich so wichtig sei. Vielleicht sollte es irgendwann, wie auch in anderen Ländern, ein eigenes Sportministerium geben, so der Tenor.
Bleibt abzuwarten, wie die Reform nun weitergeführt wird und wie die Sportergebnisse aussehen. Dann erst wird man feststellen, ob die Kritik an der Reform an manchen Stellen vielleicht doch berechtigt war.