Entwicklungszusammenarbeit im Jahr 2016 – im Spannungsfeld zwischen Flucht und Perspektiven im eigenen Land. Diese Überschrift hatte Fritz Güntzler seiner nun bereits neunten Dialogveranstaltung als Überschrift gegeben. Rund 60 Interessierte verfolgten die Podiumsdiskussion im Hotel Freizeit In am 19. Mai 2016.
Nach einem Impulsvortrag durch Thomas Silberhorn, MdB, parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), standen Hartwig Fischer, Bundestagsabgeordneter a.D. sowie ehemaliger Präsident der Deutschen Afrika Stiftung, Dr. Bernd Sandhaas, Referent „Bildung trifft Entwicklung“, langjähriger Berater der Bundesregierung in Entwicklungsfragen sowie Lehrbeauftragter an der Universität Göttingen und Klaus Elias, Geschäftsführer der international tätigen PHYWE Systeme GmbH & Co. KG, für die Diskussion zur Verfügung. Silberhorn ging in seinen Ausführungen darauf ein, dass die Entwicklungszusammenarbeit durch die Fluchtströme in den vergangenen Jahren auch nach Deutschland eine verbesserte Aufmerksamkeit erhalten habe. „Wir schauen zuerst weg, handeln erst allzu oft dann, wenn wir betroffen sind“, so Silberhorn, mit der Hoffnung, dass nun eine Wende eintrete. Der Etat des BMZ wurde in den letzten 10 Jahren auf heute über 7,4 Mrd. € verdoppelt.
Das Podium war sich einig: Ein Schlüssel zur Bekämpfung der Fluchtursachen, besonders in den afrikanischen Ländern, sei die Bildung der Bevölkerung. Es gebe viel zu wenige Lehrkräfte. Die Schulbildung in manchen Ländern erhielten mache nur für 3 Jahre. Für viele Menschen sei die Flucht nach Europa die einzige Perspektive. Hier werde von Seiten des Bundesministeriums angesetzt. Schul- und Ausbildung würden vorangetrieben. Ein Lob ging von Silberhorn an die vielen Nichtregierungsorganisationen, ohne die die Arbeit überhaupt nicht zu machen wäre. Kritik von Seiten der Wirtschaft durch Klaus Elias, der mit der Fa. Phywe seit Jahren in Afrika tätig ist, kam in Bezug auf die Koordination der Regierungsstellen BMZ, GIZ und KfW-Bank, oft erfolge Hilfe nur nach dem Gießkannenprinzip. Fischer und Elias sprachen sich daher auch für „Pilotländer“, beispielsweise im Bereich Bildung, aus. Eine Konzentration auf die Etablierung von Bildung über einen längeren Zeitraum hätte enorme Auswirkungen auf die Entwicklung eines Landes und könnte darauffolgend Strahlkraft für Nachbarländer haben. Sandhaas betonte, dass seiner Meinung nach zur Steuerung der Flüchtlingsströme ein Einwanderungsgesetz helfen würde. Resümee des Abends: Entwicklungszusammenarbeit hat schon viel bewirkt und hilft an den richtigen Stellen, wenn die Hilfen, die getätigt werden, auch nachgehalten werden.